PodcastDoktorspiele – Liebe, Sex, Beziehung
Bei Liebe, Sex und Beziehungen kennen wir keine Tabus! Sabrina und Max sprechen über Themen, die dich im Herz und unten rum bewegen, die du aber vielleicht nicht mit jedem besprechen willst. mehr...
Meine „Karriere“ hat als Cam-Girl angefangen. Ich hatte nach meinen Ausbildungen (med. Fachangestellte, Friseurin) eine schwache Zeit. Ich hatte keinen Job und habe auch nichts gefunden. Ich saß dann irgendwann mal zuhause vor dem Fernseher und habe eine Web-Cam-Werbung gesehen, mitten in der Nacht. Das fand ich interessant. Ich habe dann direkt im Internet recherchiert und bin auf ein Portal gestoßen, für das ich auch heute noch arbeite. Und nur um mal zu schauen, wie das eigentlich funktioniert, habe ich mich dort angemeldet.
Ich hatte auch das Glück, dass meine ersten zwei, drei Kunden, relativ harmlos waren. Der erste war ein Fußfetischist, dem habe ich dann einfach nur meine High-Heels in die Kamera gehalten. Der zweite wollte Dirty-Talk – was für mich auch eine gute Übung war, weil ich noch gar nicht so richtig wusste, wie das geht.
Mit 23 hatte sie ihren ersten Dreh und erinnert sich daran:
Ich wurde damals spontan von einer anderen Darstellerin angefragt, ob ich Lust hätte, zu drehen und habe einfach ja gesagt, weil ich dachte, dass das eine Girl-Girl-Szene ist. Und erst kurz vor Drehbeginn habe ich geschnallt, dass ich mit einem Mann drehe, obwohl das für mich eigentlich ausgeschlossen war, weil ich gar nicht wusste, ob ich das kann. Da ich aber zugesagt hatte, habe ich es dann durchgezogen.
Zum Glück stand dann ein junger Mann vor mir, den ich aus der Branche schon kannte und auch ganz gut fand. Er war auch derjenige, der mir die Nervosität genommen hat. Er hat mir vorher erklärt, wie alles abläuft – dass es eben nicht so ist: „Man kommt an, zieht sich um und bumst drei, vier Stunden vor sich hin“.
Es ist tatsächlich ganz anders. Da stehen zig Leute vor dir. Drei Kameras, zwei Ton-Männer, fünf andere Menschen, die irgendwie zuschauen. Der erste Dreh war gleichzeitig auch eine TV-Produktion, eine Doku. Wir haben in einer kalten Garage gedreht, an und in einem Auto. Die Produktion war sehr professionell und ich hatte nie den Eindruck: „Du kommst da an, als Frau und dann wollen nur noch alle auf dich drauf“.
Der startet meistens morgens zwischen 7 und 9 Uhr. Dann wartet - wenn du Glück hast - eine Visagistin auf dich, die dich schminkt. Das dauert etwa ein bis zwei Stunden. Danach werden die Verträge gemacht, die ID-Shots (Anm. d. Red. Der ID-Shot ist ein Foto mit dem Personalausweis, um sicherzustellen, dass die Person wirklich 18 oder eben älter ist), es werden Cover-Fotos gemacht, meistens einzeln, dann Sex-Bilder mit dem Drehpartner in verschiedenen Sex-Stellungen, dann noch Story-Fotos und erst danach startet der Video-Dreh, da ist es meistens schon etwa 16 Uhr. Je nachdem, ob wir Soft- und Hardcore-Szenen drehen müssen, sind das nochmal 2 bis 3 Stunden. Viele Drehtage gehen dann etwa bis 20 Uhr.
Die Klamotten, die im Drehbuch stehen: Zum Beispiel Dessous oder auch Schuhe, Requisiten, die zum Set passen. Außerdem Pflegeprodukte. In der Branche lernst du schnell, wie du den Intim-Bereich pflegen musst. Es gibt zum Beispiel eine Art Brausetablette, die den Milchsäure-Haushalt in der Scheide reguliert. Dann Duschzeug, Handtuch, Intimlotion, Parfum, Deo.
Ich bin kein Fan davon, Summen zu nennen, weil das bei jedem unterschiedlich ist und auch von verschiedenen Faktoren abhängt. Zum Beispiel, ob du auch selbst Videos drehst, in welcher Menge, wie viele Stunden machst du Web-Cam, wie gut bist du in Social-Media vertreten, wie machst du dein Marketing, sendest du nur auf einem Portal oder verteilst du deine Videos… Da kommt viel zusammen. Also es startet in etwa bei 3.000 bis 4.000 Euro im Monat und kann dann bis – Ende offen – hochgehen.
Wenn du für eine Profi-Produktionsfirma arbeitest, wirst du einmalig bezahlt. Auf den Web-Cam-Portalen wird eine Provision ausgezahlt, meistens 30 Prozent für die Amateurin, die die Filme dreht, 70 Prozent für das Portal. Es gibt aber auch Pornodarsteller*innen, die mit ihren Videos pro Klick verdienen.
Da wir überwiegend ohne Kondom drehen, müssen wir uns alle zwei bis vier Wochen testen lassen. Wir gehen zu einem Arzt oder in ein medizinisches Labor, müssen zwei Kanülen Blut und einen (vaginalen) Abstrich abnehmen lassen und auch Urin abgeben. Dann werden wir auf ansteckende Geschlechtskrankheiten, wie HIV, Hepathitis, Syphilis, Chlamydien oder Tripper getestet. Ohne negativen Testbefund, darf nicht gedreht werden.
Es gibt natürlich immer diese klassischen Szenen, wie: Der Bauarbeiter kommt rein, entstopft dir das Rohr und dann geht es los. Was ich sehr lustig fand, war eine Produktion bei der der Darsteller einen Gini aus der Wunderlampe gespielt hat.
Viele unterschätzen, wie wichtig die Story-Line in Pornos ist. Natürlich gibt es plumpe Clips, bei denen plötzlich der Penis von der Seite rein ploppt und du denkst „huch, was ist denn jetzt los?“, aber das sind eher Amateur-Videos. Die Kunden wissen eine gute Story zu schätzen und kommentieren das auch. Die merken, wenn du dir Mühe mit der Geschichte gibst.
Ich wurde die ersten Jahre häufiger für Teenie-Clips angefragt, weil ich da noch nicht so viele Tattoos hatte und sehr jung aussah. Ich habe auch schon mal ein junges Mädel gespielt, aber ich habe auch immer gesagt „ihr braucht mir nicht angekommen mit rosa Kleidung, süßen Söckchen, Lollies oder so“ und auch Inzest-Szenen oder, dass ich etwas mit meinem Cousin habe… So etwas unterstütze ich nicht.
Ich habe schon früher nicht so gerne Pornos geschaut und wenn du dann erst einmal weißt, wie das alles hinter der Kamera funktioniert… du kennst auch irgendwann alle Gesichter… und ich kann mir leider keinen Porno angucken, ohne zu denken „Stimmt das Licht?“ „Sieht man irgendwo eine Tonangel?“ Oder: „Oh, da hätten sie den Winkel anders machen können, da sind zu viele Falten am Po!“. Also ich werde nicht geil, wenn ich einen Porno sehe!
Wenn mich jemand fragt, was ich mache, bin ich immer offen und ehrlich und dann ist es tatsächlich so, dass die Männer oft nur noch darauf fixiert sind, wer ich bin „Oh Lullu Gun!“ Die reiben dir dann sogar unter die Nase, was sie sich schon von dir angeguckt haben, als ob ich das plötzlich abfeiern würde. Männer, bitte! Wenn ihr ein Cam-Girl oder eine Pornodarstellerin kennenlernt und ihr kennt ihre Filme, behaltet es für euch! Das ist der größte Abturner, den es gibt!
Ich muss auch gestehen, durch den Job, habe ich irgendwann meine Einstellung gegenüber Männern verändert. Für mich waren Männer irgendwann nur noch scheiße. Jeder, bei dem ich gemerkt habe, der sieht mich nicht als Kumpel, sondern will nur noch „Lullu, Lullu, Lullu“ – da wurde ich gleich sauer. Du musst einfach vorsichtig sein: Denn entweder wollen sie mit dir Geld machen, oder denken, du bist die absolute Sex-Göttin und wollen dich einfach nur flachlegen.
Ich wollte einfach keinen Sex mehr vor der Kamera haben. Dazu kommt, dass ich in den letzten Jahren besonders privat einige Schicksalsschläge erlebt habe, die meine Sicht auf die Dinge verändert haben. Und es war auch einfach zu viel. Ich habe ja 6 Jahre lang, richtig Vollgas gegeben – irgendwann hat mir mein Kopf und auch mein Körper gesagt, es ist jetzt genug.
Ich hatte als Teenie eigentlich im Kopf mal früh Mama zu werden, auch weil meine Mama früh mit mir schwanger war, sie war 20. Aber mit der Zeit, mit den Jahren im Job, ist dieser Wunsch weggegangen. Ich möchte das meinen Kindern nicht antun, dass sie für meine Vergangenheit geradestehen müssen. Denn: so cool meine Familie das damals aufgenommen hat mit dem Job, so schlecht ist das Umfeld damit umgegangen. Für meine Geschwister gab es in der Schulzeit immer wieder unschöne Momente, weil sie auf mich angesprochen wurden. Das hat mich echt zum Nachdenken gebracht und deswegen möchte ich auch kein Kind in die Welt setzen.
Dass wir die ganze Zeit dauergeil sind. Das sind wir nämlich nicht. Wir leben ein ganz normales Leben mit Einkaufen und Haushalt, wenn die Kamera aus ist.
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