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Haft nach Pfefferspray-Attacke | MMH

Haft nach Pfefferspray-Attacke | MMH

Haft nach Pfefferspray-Attacke | MMH

Ein Pole, der im City-Center eine Spielekonsole gestohlen hatte, ist am Montagnachmittag zu 33 Monaten Haft verurteilt worden. Sein Verteidiger kündigte an, in Revision zu gehen.

Uhr•EisenhüttenstadtEin Artikel vonFrank Groneberg
Als die Vorsitzende Richterin nach fünf Stunden Verhandlung das Urteil verkündet, ist Jacub Kamil M. sichtlich geschockt. Bisher hat der 26 Jahre alte Mann aus Malowice, einem kleinen Ort in Südwestpolen, die Verhandlung vor der 3. Strafkammer des Landgerichtes Frankfurt (Oder) sehr gefasst verfolgt, stets mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Nun ist sein Lächeln verschwunden. Der junge Pole ringt mit seiner Fassung, kämpft gegen die Tränen an. Dass er wegen des Diebstahls einer Spielekonsole im Wert von 299 Euro für zwei Jahre und neun Monate ins Gefängnis gehen soll, ohne Bewährung - damit hatte er ganz sicher nicht gerechnet.Verurteilt wird er wegen schweren räuberischen Diebstahls in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. "Das war eine Dummheit", betont er während des Prozesses immer wieder. "Ich bin kein schlechter Mensch, so was wird nie wieder vorkommen." Doch Jacub M. ist in Sachen Ladendiebstahl kein unbeschriebenes Blatt, als er am 12. Dezember 2012 gegen 17 Uhr den Euronics-XXL-Markt betritt, um etwas zu stehlen, was er in Polen weiterverkaufen könnte. Im September und Oktober 2012 wird er bei Praktiker, Real und Marktkauf beim Klauen erwischt, lässt eine Überwachungskamera, Parfüm und ein Paar Sportschuhe mitgehen - angeblich, um einem Freund zu imponieren. Die Sportschuhe will er verkaufen. Das Amtsgericht Eisenhüttenstadt verhängt zwei Geldstrafen, die er zunächst nicht bezahlt und die er jetzt ab Februar dieses Jahres 70 Tage lang absitzen durfte.Der zweite dieser Strafbefehle wird am 20. November erlassen - drei Wochen später geht der Pole erneut auf Beutezug. Im Gericht sagt er aus, seine Eltern hätten verlangt, er solle sofort 400 Zloty (etwa 100 Euro) nach Hause überweisen, schließlich sei bald Weihnachten. Jacub M. hat gerade einen Monat auf einer Baustelle in Berlin gearbeitet - schwarz, so wie immer in den vergangenen Jahren. Den Lohn ist ihm der Auftraggeber schuldig geblieben - auch keine neue Erfahrung für den jungen Mann. Er geht in den Elektronikmarkt, legt eine Spielekonsole in den Korb, geht zur Kasse, stellt den Korb weg und rennt mit dem Diebesgut weg. Eine Kassiererin und der Marktinhaber nehmen sofort die Verfolgung auf im City-Center.Der Pole zückt eine Dose Pfefferspray, sprüht um sich. Wenig später stellt sich ihm ein Zeuge in den Weg. Diesem sprüht er das Pfefferspray direkt ins Gesicht, beide prallen zusammen, fallen hin. Der Marktleiter fällt auf die beiden rauf und gemeinsam mit einem weiteren Euronics-Mitarbeiter gelingt es ihm, den Dieb festzunehmen. Sie nehmen ihn mit in den Markt, ketten ihn an ein Gitter. Erst 45 Minuten später holt die Polizei den Polen ab - die Beamten sind zuvor bei einer Massenschlägerei in der ZABH im Einsatz.Der Einsatz des Pfeffersprays ist es, der den einfachen Diebstahl zu einer Raubstraftat macht. Denn Jacub M. setzt das Spray ein, um sein Diebesgut zu verteidigen. Der Gesetzgeber sieht für schweren räuberischen Diebstahl eine Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren vor. Das Gericht geht von einem minder schweren Fall aus, rechnet dem 26-Jährigen das Geständnis an. Und es wertet das Pfefferspray nicht als Waffe, sondern als gefährliches Werkzeug.Das Spray wird im Revisionsantrag eine Hauptrolle spielen. Rechtsanwalt Maximilian Zarembski kritisiert, es wurde nicht hinreichend aufgeklärt, ob es sich um ein gefährliches K.O.-Spray oder um ein vergleichsweise weiches CS-Gas handelt; das Gericht hat einen entsprechenden Beweisantrag abgelehnt. Auch die schwere Körperverletzung sei anzuzweifeln, da zwar mehrere Leute von Reizungen durch das Gas berichteten, aber niemand zum Arzt ging.

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