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Umfrage: So gleichberechtigt sind Männer und Frauen wirklich

Umfrage: So gleichberechtigt sind Männer und Frauen wirklich

Umfrage: So gleichberechtigt sind Männer und Frauen wirklich

An Rhein und Ruhr. Im großen NRZ-Rollencheck wollten wir wissen, wie es ums Thema Gleichberechtigung steht. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt noch einiges zu tun.

Sie dürfen uns gratulieren: Unser Newsletter perspektive:weiblich feiert in diesen Tagen seinen einjährigen Geburtstag. Woche für Woche, immer mittwochs, landen bei interessierten Leserinnen und Lesern Nachrichten, Meinungen und Fakten direkt im Postfach. Wir haben uns damals vorgenommen, Themen vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet anders anzupacken und die Perspektive von Frauen etwas mehr in den Fokus zu rücken. Dazu wollten wir von Ihnen wissen, wie es um die Gleichberechtigung steht. Um es vorweg zu nehmen: Es gibt noch einiges zu tun. So sehen es zumindest die Frauen und Männer, die den Fragebogen ausgefüllt haben. In 16 Fragen wollten wissen, wer bessere Karrierechancen hat, ob es Angsträume gibt, wie es mit der Namenswahl in der Ehe gehalten wird.

Wie steht es um die Gleichberechtigung?

Würde der Gleichberechtigung in Deutschland ein Zeugnis ausgestellt, stünde eine Versetzung nicht zur Diskussion. Mit der Note „Befriedigend“ bewertet der Großteil den Ist-Zustand der Gleichberechtigung in Deutschland. Ein Anteil von 37,9 Prozent der 885 Umfrageteilnehmenden sieht das so.

NRZ-RollencheckDenise Ludwig(d.ludwig@nrz.de)

Frauen: Bis zur Gleichberechtigung ist noch ein weiter WegDie Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch nicht da, wo sie sein sollte. Was auch die Ära Merkel noch nicht bewirkt hat.

22,8 Prozent schätzen die Gleichberechtigung als „gut“ ein, 16,6 Prozent als „ausreichend“. Nur 1,4 Prozent finden, dass es um die Gleichberechtigung „ungenügend“ bestellt ist. Allerdings muss man dabei wissen, dass der Großteil aus der Frauenperspektive geantwortet hat, denn knapp 72 Prozent der Teilnehmenden sind weiblich.

Wie sehen die Karrierechancen aus?

Ein recht eindeutiges Votum hingegen gab es bei der Frage, ob Frauen und Männer dieselben Chancen haben, Karriere zu machen. 74,7 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Männer die besseren Möglichkeiten auf berufliche Weiterentwicklung haben als Frauen.

Und wie stehen die Befragten zur Frauenquote? 60 Prozent der Befragten sind nicht der Meinung, dass Frauenquoten der Gleichstellung schaden, 39,6 Prozent hingegen glauben: Ja, die Quote schadet.

Elternzeit ist noch nicht ausgeglichen

Wenn es um die Frage von Führung geht, sind sich die Befragten einig, dass Männer und Frauen gleich gut führen können – 53,7 Prozent sind dieser Meinung. Allerdings sagen 39,3 Prozent, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn mehr Frauen in wichtigen Führungspositionen wären.

Wie schnell sie in den Job zurückkönnten, hängt auch an der Elternzeitfrage. Wir wollten wissen, ob der jeweilige Partner oder die Partnerin in Elternzeit gehen würde. Für die Antwort „Ja, zu gleichen Teilen“ stimmten 31,2 Prozent. 25,8 Prozent gaben an, dass der Partner kürzer in Elternzeit gehen würde, und 16,8 Prozent sagen, dass der Lebenspartner nicht die Elternzeit erfüllen möchte.

Im Haushalt scheinen noch immer die Frauen die meisten Arbeiten wie Putzen, Kochen, Einkaufen oder Waschen zu übernehmen – 47,2 Prozent sind dieser Meinung. 34 Prozent geben an, dass die Arbeiten in etwa gleich aufgeteilt seien.

Genderneutrale Sprache - ja oder nein?

Dass die Gleichberechtigung sich in der Sprache niederschlagen sollte, ist für viele der Befragten nicht so entscheidend. Knapp 63 Prozent sehen es als „nicht so wichtig“ oder „unwichtig“ an.

Dagegen stehen knapp 30 Prozent, denen es wichtig und sehr wichtig ist.

Nach der Hochzeit: Welcher Name wird der Familienname?

Noch immer ist es eher die Regel, dass mit der Hochzeit der Name des Mannes als Familienname übernommen wird; bei 54,6 Prozent der Befragten ist das der Fall.

Der Name der Frau als gemeinsamer Name wird nur in knapp 5 Prozent der Fälle geführt. 20,8 Prozent der Befragten haben oder möchten ihren Namen behalten, 8,4 Prozent haben einen Doppelnamen und 10,9 Prozent geben an, nicht heiraten zu wollen.

Typisch weiblich? Gibt es das?

Auf die Frage, was typisch weiblich ist, gab es höchst unterschiedliche Angaben. Einige kritisierten auch, dass diese Frage eigentlich nicht mehr zeitgemäß sei, dass es typische weibliche und männliche Merkmale nicht geben würde. Zugegeben, diese Frage sollte schon ein wenig provozieren. Dass es solche Anmerkungen geben wird, war uns bei der Fragestellung bewusst.

NRZ-RollencheckDenise Ludwig(d.ludwig@nrz.de)

Frauen: Bis zur Gleichberechtigung ist noch ein weiter WegDie Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch nicht da, wo sie sein sollte. Was auch die Ära Merkel noch nicht bewirkt hat.

Und trotzdem tauchten altbekannte Rollenklischees auf, die oft nur mit Stichworten angerissen werden: Schuhe, Kleidung, Haushalt, Kosmetik, das Kinderkriegen und die Kindererziehung, aber auch mehr Einfühlungsvermögen und bessere kommunikative Fähigkeiten.

Die Corona-Pandemie

Und dann wollten wir noch wissen, worauf sich die Befragten nach der Corona-Pandemie am meisten freuen. Dieses Ergebnis ist ziemlich eindeutig. 54 Prozent sagen: Freundinnen und Freunde lange zu umarmen.

>> Was ist typisch weiblich? Das sagen die Teilnehmer

- „Viele Frauen glauben, durch Schönheit statt durch Leistung am Arbeitsplatz glänzen zu können. Schreibtisch als Catwalk sozusagen!“

- „Frauen können zuhören, gut reden und diskutieren. Frauen sind Multitasking fähig.“

- „Solche Aussagen sind für mich Stereotypen, die man nicht auf einzelne Personen übertragen darf.“

- „Oft machen die Frauen im Haushalt mehr von sich aus. Sie sind meist so erzogen worden.“

- „Detailverliebtheit. In der täglichen Arbeit beobachte ich oft, dass männliche Kollegen eher das Gesamtbild im Auge haben und die Details gerne mal großzügig übersehen, während die weiblichen Kolleginnen sich manchmal ein bisschen zu sehr mit den Details beschäftigen und dann Gefahr laufen, sich zu verzetteln und das Gesamtresultat aus dem Blick zu verlieren.“

- „Abends nicht alleine bzw. nur unsicher nach draußen gehen zu können.“

- „Typisch weiblich ist für mich nichts. Die Frage allein bestätigt schon Geschlechterstereotypen.“

- „Nicht konsequent einfordern, was berufliche Belange angeht... Und in der Familie immer noch die Hauptlast trägt.“

- „Noch immer nicht gleichberechtigt in der Gesellschaft zu sein- schade!Andere Länder können es besser.“

- „In der Gesellschaft im Ernstfall nachgeben, da viele Frauen immer noch zu sehr darauf bedacht sind, ein gutes Bild abzugeben. Anders ist das in einer langjährigen Beziehung mit einem Mann; da habe ich den Eindruck, dass die Frau schon, wenn auch nicht ganz offensichtlich, die Ansage macht.“

- „Möchte ich nicht beantworten. Jede Antwort - egal in welche Richtung - führt zu Diskriminierung. Von der einen oder anderen Seite. Es wird immer falsch - also ideologisch - interpretiert.“

(Ausgewählte Zitate aus den vielen Antworten)

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