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Slow Fashion Bewegung für Umwelt und soziales Handeln

Slow Fashion Bewegung für Umwelt und soziales Handeln

Slow Fashion Bewegung für Umwelt und soziales Handeln

Wir sind wahre Meister der Fast Fashion. Ein trauriger Rekord, schadet unser Konsumverhalten doch nicht nur der Umwelt, sondern auch uns Menschen. Was jeder selbst tun kann, um das zu ändern und welche Textil-Labels dabei helfen:

Interview: Verena Schmitt über die Slow-Fashion-Bewegung

Die Jeans hat ein Loch, das Kleid die falsche Farbe und die Schuhe einen Riss in der Sohle:Wir behandeln Kleidung wie Wegwerfartikel.Dafür kauft der deutsche Erwachsene durchschnittlich 60 neue Stücke pro Jahr. Über das rasante Modekarussell, die schmutzige Textilindustrie und die daraus resultierende Slow-Fashion-Bewegung hat LEO-Redakteurin Carolin Keller mit Verena Schmitt gesprochen. Die Diplom-Geografin und Referentin für Ökolandbau und Ernährung hat für das Umweltinstitut München einen „Slow Fashion Ratgeber“ entwickelt.

Wir ersticken im Kleidermüll, beuten Tiere, Menschen und natürliche Ressourcen aus, vergiften die Umwelt und uns.Frau Schmitt, ist uns das bewusst, wenn wir shoppen?

Mode hat einen enormen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Trotzdem beschäftigen sich viele Konsumenten noch wenig mit deren Herstellung. Mit unserem „Slow Fashion Ratgeber“ wollen wir darüber aufklären undfür das Thema sensibilisieren – aber auch zeigen, wie viel Spaß es macht, auf Nachhaltigkeit zu achten.

„Weniger, aber besser“, lautet das Credo der Slow-Fashion-Bewegung. Wie sieht das genau aus?

In unserem Ratgeber geben wir das nötige Hintergrundwissen und viele Tipps für den Alltag. Ich habe zwei Jahre intensiv zu dem Thema recherchiert. Dazu gehörten auch zwei Interviews, dieim Ratgeber zu lesen sind. Deepika Rao, Geschäftsführerin von Cividep India,einer Nicht-Regierungsorganisation (NGO) mit Hauptsitz im indischen Bangalore, die sich dort vor allemfür die Stärkung der Rechte von Arbeiterinnen in der Textilindustrie einsetzt, spricht etwa über die Missstände in der Branche. Praktische Upcycling-Tipps gibt dieModeaktivistin Sigrid Münzberg.

Was ist Ihnen bei der Recherche besonders aufgefallen?

Bezeichnend ist, dasssich die Modeindustrie insgesamt zu wenig und zu langsam in Richtung Nachhaltigkeit bewegt. Es braucht verbindlicherechtliche Rahmenbedingungen für die Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette – und zwar weltweit. Durch jahrelangen Druck aus der Zivilgesellschaft hat der Deutsche Bundestag im Juni 2021 dasLieferkettengesetz beschlossen. Doch die massive Lobbyarbeitvon Wirtschaftsverbänden hat dasGesetz an entscheidenden Stellen ausgehöhlt.Ein Großteil der Lieferkette verbleibtim Dunkeln. Es ist wichtig, dass die Bundesregierung hier nachbessert und sich auch auf europäischer Ebene für ein starkes Lieferkettengesetz einsetzt.

Was kann ich als Verbraucher tun, um die Situation zu verbessern?

Wer mehr über die Herstellungsgeschichte seiner Klamotten erfahren möchte, kann sich mit kritischen Fragen direkt an die Unternehmen wenden und im Internet recherchieren. Und man kannbeim nächsten Einkauf auf Textilsiegel achten. Ansonsten rate ich dazu, nicht jeden Modetrend mitzumachen undFast-Fashion-Konzerne bewusst zu boykottieren.

Wie sieht für Sie die Mode der Zukunft aus?

Bunter, vielfältiger und individueller. Ich wünsche mir, dass weniger die Marke und mehr die Geschichte hinter dem Kleidungsstück zählt. Mainstream kann jeder. Ich ermuntere dazu,lieber mal bei kleinen und innovativen Labeln vorbeizuschauen, die nachhaltige Trends setzen. Ob ökologisch, fair, sozial, vegan, lokal oder recycelt: Es gibt viele spannende und zukunftsweisende Unternehmensmodelle.

Info

Der Ratgeber kann als Online- und Printversion beim Umweltinstitut unter umweltinstitut.org/slow-fashion kostenlos angefordert werden.

Vier Tipps von Verena Schmittfür eine öko-faire Garderobe

Die eigenen Klamotten lieben: Kleider sollten gut behandelt und so lange wie möglich getragen werden. Ein Loch oder ein kaputter Reißverschluss sind nochkein Grund, die Kleidung in den Müll zu schmeißen. Mit ein bisschen Übung und guten Ideen werden darausneue Lieblingsstücke.

Slow Fashion Bewegung für Umwelt und soziales Handeln

Neues Secondhand im Laden oder online kaufen: In Secondhandläden und auf Online-Plattformen kann man wahre Kleiderschätze finden. Damit schont man nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel! Und wenn manein Kleidungsstück loswerden will, dann sollte man es verkaufen, tauschen oder verschenken.

Wählerisch sein: Es ist wichtig, darauf zu achten, was in der Einkaufstasche landet. Verbraucher sollten sichgenau überlegen, ob sie das Kleidungsstück wirklich brauchen, ob es gut zuanderen Kleidern kombiniert werden kann und ob die Qualität stimmt. So lassen zum Beispiel gut verarbeitete Nähte und nicht zu dünne Stoffe auf eine lange Lebensdauer hoffen.

Die Augen offen halten: Einer Jeans siehst man nicht an, dass die verwendete Baumwolle von Kinderhänden gepflückt und bei der Produktion hochgiftige Chemikalien eingesetzt wurden. Textilsiegel gebenaber Auskunft darüber, unter welchen Bedingungen das Kleidungsstück hergestellt wurde.

Textilsiegel: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

„Bio“ und „öko“: Was bei Lebensmittelnverlässlich ist, gilt bei Textilien nicht. Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen sind hier oft unglaubwürdig und sagen wenig über den Herstellungsprozess aus.Ein T-Shirt aus „100 Prozent Baumwolle“ etwa, besteht nicht nur aus dieser, sondernzu 25 Prozent aus Farbstoffen und Chemikalien. Deshalb sollte man beimEinkauf auf Textilsiegel achten – und sie genau prüfen. Verena Schmitt hat das für ausgewählte Siegel übernommen:

Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist ein empfehlenswerter Textilstandard, der die gesamte textile Wertschöpfungskette abdeckt mit Fokus auf ökologische Kriterien, aber auch soziale Aspekte werden berücksichtigt.

Kontrolliert biologischer Anbau (kbA) beziehungsweise Tierhaltung (kbT): Hinter diesen zwei Begriffen steckt das europäische Bio-Siegel, so wie man es von Bio-Lebensmitteln kennt.Es garantiert, dass bei der Faser-Produktion die Regeln der ökologischen Landwirtschaft eingehalten wurden.Hier gilt es genau hinzuschauen, wie hoch der prozentualeAnteil an Bio-Rohstoffen ist.

Die Schafwolle in Textilien, die das Siegel Responsible Wool Standard (RWS) tragen, muss zu 100 Prozent RWS-zertifiziert sein. Es gelten relativ strenge Tierschutzstandards,die Schafe müssenetwa einen ständigen Zugang zur Weide haben.Genmanipulierte Futtermittel sind aber erlaubt. Auch der Einsatz von Pestiziden ist gestattet und nicht konkret reglementiert.

Öko-faire Initiativen - eine Auswahl

archiv32.de: Vintage-Boutique in Landau, mit Fokus auf Nachhaltigkeit/Slow Fashion

dariadeh.com: Die Österreicherin Madeleine Alizadeh ist bekannt für ihren Blog „dariadaria“, den Podcast „A mindful mess“ und ihr eigenes nachhaltiges Modelabel „dariadéh“

elan-rlp.de: Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz, Zusammenschluss von entwicklungspolitischen Vereinen und Eine-Welt-Initiativen in Rheinland Pfalz

ethikette-landau.de: Faire und vegane Mode

fashionchangers.de: Ein sehr empfehlenswerter Blog, auch auf Social Media aktiv. Hier gibt es unter anderem eine umfangreiche Übersicht von öko-fairen Modelabels

femnet.de: Vereinin Bonn, der sich für die Frauenrechte in der Textilindustrie einsetzt

louisadellert.com: Influencerin Louisa Dellert beschäftigt sich auch mit den ThemenNachhaltigkeit undUmwelt.Sie hat ihren eigenen Online-Shop „Naturalou“ eröffnet

mein-second-hand-aundb.de: Secondhand-Laden in Kaiserslautern

palatina-outfitters.de/haendler: Nachhaltigkeit auf Pfälzisch

second-hand-shops.com: Liste von Secondhand-Läden, die Kleidung aus den Altkleidersäcken verkaufen

suedwind-institut.de: Verein mit Sitz in Bonn, der sich für Menschenrechte und Umweltschutz in globalen Wertschöpfungsketten (auch Textilien) einsetzt

welt-herz.de: Fair-Fashion-Shops in Neustadt und Landau, auch online

Youtube-Channel Rethinknation: Einer der wenigen männlichen Blogger zum Thema Fair Fashion

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